Händlerbefragung zum bargeldlosen Zahlungsverkehr in der Schweiz 2024: Das sind die wichtigsten Ergebnisse!

25. November 2024

In der Schweiz nimmt der Anteil der bargeldlosen Zahlungen seit Jahren kontinuierlich zu. Das ist bei weitem nicht nur auf die wachsende Bedeutung des eCommerce zurückzuführen, sondern lässt sich auch beobachten, wenn man nur den stationären Handel isoliert betrachtet.

Was für Konsument:innen das Bezahlen einfacher und komfortabler macht, bedeutet für die Handelsunternehmen zusätzliche Kosten: Neben dem Integrationsaufwand für die verschiedenen Zahlungsmittel spielen hier die Transaktionsgebühren für die elektronischen Zahlungen eine wichtige Rolle.

Trotzdem fehlt es gerade in diesem Bereich oft an Durchblick und Wissen, was die Zusammensetzung dieser Kosten und die Möglichkeiten zu deren Optimierung betrifft. Die Händlerbefragung 2024 soll dabei helfen, mehr Transparenz, Wissen und Bewusstsein rund um die Transaktionsgebühren für elektronische Zahlungen zu schaffen.

Kurzzusammenfassung

Inhalt des Artikels

    Die Ziele der Händlerbefragung 2024:
    Mehr Transparenz, mehr Wissen, mehr Bewusstsein

    Dank des EHI Retail Institute gibt es für den deutschen Markt wiederkehrende Studien, die mehr Transparenz und Know-how in die Strukturen und Kosten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs auf dem deutschen Markt gebracht haben. Für die Schweiz fehlte eine solche Händlerbefragung bis 2021 komplett.

    Gemeinsam mit der Universität St. Gallen (HSG) und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft (ZHAW) hat es sich treibauf zur Aufgabe gemacht, mit der Händlerbefragung zum bargeldlosen Zahlungsverkehr diese Lücke für die Schweiz zu schliessen.

    Nach den Händlerbefragungen 2021 und 2022 handelt es sich bei der Händlerbefragung 2024 bereits um die dritte Studie zu diesem Thema. Die Ziele lassen sich wie folgt zusammenfassen:

    • Mehr Transparenz bzgl. Höhe, Strukturen und Varianz der Transaktionsgebühren schaffen
    • Mehr Bewusstsein schaffen, wie Unternehmen Einfluss auf die Höhe der Gebühren nehmen können
    • Die aktuellen Herausforderungen aufzeigen, denen sich die Unternehmen rund um elektronische Zahlungen gegenübersehen

    Studiendesign, Vorgehen und Zusammensetzung

    Zwischen März und Juni 2024 haben an dieser Händlerbefragung 87 Unternehmen in der Schweiz teilgenommen. Ein Grossteil der befragten Unternehmen zählt zum Detailhandel (in Deutschland auch als Einzelhandel bezeichnet), in dem die Transaktionsgebühren aufgrund der Vielzahl der Transaktionen eine grosse Rolle spielen. Auch Unternehmen aus Gastronomie und Hotellerie waren in der Stichprobe zahlreich vertreten.

    92% der befragten Unternehmen gelten als KMU (<250 Beschäftigte). Verglichen mit der gesamten Verteilung in der Schweiz sind grosse Unternehmen damit in der Händlerbefragung trotzdem leicht überrepräsentiert.

    Den grössten Anteil der teilnehmenden Unternehmen machen allerdings Mikrounternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden aus, was wiederum der Schweizer Unternehmenslandschaft entspricht.

    Was wurde untersucht?

    Neben den Transaktionsgebühren selbst gibt die Händlerbefragung 2024 auch Einblicke in die Verteilung der verwendeten Zahlungsmittel in der Schweiz und untersucht die jeweilige Bedeutung der verschiedenen Zahlungsdienstleister bzw. Acquirer aus Sicht des Schweizer Handels:

    Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?

    Während sich die Händlerbefragungen 2021 und 2022 in ihren wichtigsten Erkenntnissen noch auf die Bedeutung der wichtigsten Acquirer und die Verteilung und Häufigkeit unterschiedlicher Preismodelle im Rahmen der Transaktionsgebühren beschränkte, bietet die neue Händlerbefragung 2024 zum ersten Mal auch konkrete Einblicke, wie sich die Höhe der Gebühren innerhalb der unterschiedlichen Preismodelle unterscheidet – und welchen Einfluss die Umsatzhöhe auf die Höhe der Transaktionsgebühren hat.

    Die wichtigsten Zahlungsmittel in der Schweiz

    Bevor wir über die Bedeutung der unterschiedlichen Zahlungsmittel in der Schweiz sprechen, müssen wir an dieser Stelle zwischen dem stationären Handel und dem Online-Handel differenzieren, da sich die Verbreitung der Zahlungsmittel jeweils stark unterscheidet.

    Im stationären Handel…

    • machen Zahlungen mit Debitkarten bei 43% der Handelsunternehmen mehr als die Hälfte  (!) des Gesamtumsatzes aus.
    • macht Bargeld bei 66% und Kreditkarten bei 56% der Handelsunternehmen einen eher grossen oder sehr grossen Anteil am Gesamtumsatz aus. 
    • spielt Twint bei 85% der Händler als Zahlungsmittel (noch) eine eher geringe Rolle, auch wenn das Zahlungsmittel von mehr als 80% der Unternehmen akzeptiert wird.
    Anteile der verschiedenen angebotenen Zahlungsmittel am Gesamtumsatz*

    Im Online-Handel…

    • macht Twint bei 41% der Unternehmen, die dieses Zahlungsmittel anbieten, mehr als die Hälfte des Online-Umsatzes aus. Das macht Twint in der Schweiz zum wichtigsten Zahlungsmittel im Online-Handel – vor der Kreditkarte!
    • macht Paypal bei mehr als der Hälfte der Online-Händler, die diese Zahlungsmethode akzeptieren, einen mittleren bis sehr grossen Anteil am Online-Umsatz aus.
    Anteile der verschiedenen Zahlungsmittel am Gesamtumsatz*

    Die wichtigsten Acquirer in der Schweiz

    Viele der befragten Unternehmen in der Schweiz haben Verträge mit mehreren Acquirern.
    Eine interessante Entwicklung im Vergleich zur Händlerbefragung von 2022 war, dass die Bedeutung des Marktführers Worldline zugunsten der Konkurrenz 2024 etwas abgenommen hat. Es gibt also eine gewisse Dynamik am Markt! Allerdings muss man an dieser Stelle erwähnen, dass sich die Stichprobe 2024 von der Stichprobe 2022 unterscheidet. Die unterschiedliche Einschätzung könnte also auch auf die unterschiedliche Zusammensetzung der Stichproben zurückzuführen sein.

    Die Bedeutung der Acquirer und Zahlungsdienstleister 2024

    Die Verbreitung der Gebührenmodelle bei elektronischen Zahlungen

    Die Acquirer bieten mit Fixed Rate, Blended Rates, Interchange+ und Interchange++ unterschiedliche Gebührenmodelle. Was sich hinter diesen Gebührenmodellen verbirgt – und welche Vor- und Nachteile sie für die Handelsunternehmen bieten, haben wir in einem eigenen Artikel für Sie zusammengefasst.

    • In der Händlerbefragung haben wir zudem nach der Verbreitung dieser unterschiedlichen Preismodelle je nach Zahlungsmittel gefragt. Das Fixed-Rate-Modell ist dabei über alle Zahlungsmittel hinweg das – oft mit Abstand – verbreitetste Preismodell.
    • Trotz des Vorteils der höheren Transparenz sind die Interchange+ und Interchange++ Modelle die am wenigsten verbreiteten Preismodelle.
    • Zwischen 10% und 20% der Befragten (je nach Zahlungsmittel) wussten nicht, welches Zahlungsmodell sie überhaupt nutzen. Da davon auszugehen ist, dass die Personen, die an der Händlerbefragung teilgenommen haben, sich schon stärker für die Thematik interessieren, könnten diese Zahlen sogar noch deutlich höher liegen.
    Preismodelle nach Zahlungsmittel*

    Gebührenmodelle leicht erklärt

    Sie möchten verstehen, welche Gebührenmodelle es gibt – und wie diese sich unterscheiden? Alles Wissenswerte zu Preismodellen und Gebührenkomponenten haben wir Schritt für Schritt in einem eigenen Magazin-Artikel für Sie erklärt 🙂

    Die Unterschiede in der Höhe der Gebührensätze

    • Beim Fixed Rate Modell liegen die fixen Gebühren im Durchschnitt bei CHF 0.27. Im Falle der variablen Gebühren-Variante des Fixed Rate Modells liegen sie durschnittlich bei 1.31%.
    • Zwischen 8% (Diners Club) und 31% (Post Finance) der Befragten mit dem Fix Rate Modell gaben an, dass sie ihren durchschnittlichen Gebührensatz nicht kennen.
    • Bei den variablen Raten des Fix Rate Modells ist die Spannweite bei den Gebühren von American Express (zwischen 0.77% und 3%) und Diners Club (zwischen 0.77% und 3,05%) besonders gross.
    Fixed Rate Modell: Variable Gebührensätze (in %) pro Transaktion nach Zahlungsmittel
    • Beim Blended Rate Modell liegen die fixen Gebühren im Durchschnitt bei CHF 0.17 und die variablen Gebühren bei 0.81% pro Transaktion.
    • Zwischen 38% (Twint) und 64% (Visa) der Befragten mit dem Preismodell Blended Rates gaben an, dass sie ihre durchschnittlichen Gebührensätze nicht kennen.
    Blended Rates für drei exemplarische Zahlungsmittel: Die Spanne der Gebührensätze (CHF & %) pro Transaktion nach Zahlungsmittel
    Blended Rates für drei exemplarische Zahlungsmittel: Die Spanne der Gebührensätze (CHF & %) pro Transaktion nach Zahlungsmittel

    Die Höhe der Gebühren abhängig vom Jahresumsatz

    • Sowohl bei fixen Gebühren als auch bei variablen Gebühren konnte unabhängig vom Preismodell ein negativer Zusammenhang zwischen dem Jahresumsatz und der Transaktionsgebühr gemessen werden: Je höher der Jahresumsatz, desto geringer fallen im Schnitt die Transaktionsgebühren aus
    • Die Händlerbefragung zeigt, dass bei einer Verdopplung des Jahresumsatzes die fixe Gebühr pro Transaktion um rund einen Rappen sinkt, die variable Transaktionsgebühr entsprechend um rund 0,07 Prozentpunkte.
    • Die Konsequenz für Sie? Wenn Ihr Umsatz wächst, sollten Sie die Höhe Ihrer Transaktionsgebühren proaktiv mit Ihrem Acquirer neu verhandeln.
    Variable Gebührensätze (in %) nach Umsatz – unabhängig vom Preismodell

    Die grössten Herausforderungen für Unternehmen im Kontext ihrer bargeldlosen Zahlungen

    • Über die Hälfte der befragten Unternehmen empfindet den Zugang zu Informationen rund um Ihre Transaktionen schwierig oder sehr schwierig. Nur 15 % gaben an, dass die Informationen (sehr) leicht zugänglich sind.
    • Auch die Transparenz und Verständlichkeit der Kostenstrukturen wird von der Mehrheit der Unternehmen als schlecht eingestuft. Nur 3% der befragten Unternehmen empfinden die Transparenz der Kostenstrukturen als gut oder sehr gut.
    • Als grösste Herausforderung wird die zunehmende Abhängigkeit von Acquirern genannt, gefolgt von den gestiegenen EFT-Kosten und mangelnder Kostentransparenz.
    • Die beiden ersten Themen wurden bereits 2021 und 2022 als grösste Herausforderungen genannt, wobei der Anteil der Zustimmung in der aktuellen Erhebung sogar noch höher ausfällt. Die geringe Kostentransparenz weist den grössten Zuwachs auf.

    Wie verstehen wir unsere Rolle?

    Warum wir diese Händlerbefragung durchführen? Als Expertinnen und Experten rund um das Thema elektronische Zahlungen möchten wir Transparenz schaffen, Brücken schlagen und EFT-Wissen vermitteln. 

    Daneben helfen unsere Software-Lösungen Unternehmen dabei, die technische Integration und den Betrieb von Payment-Terminals zu vereinfachen oder den kanalübergreifenden Abgleich der elektronischen Zahlungen zu erleichtern – und dabei für mehr Unabhängigkeit und Transparenz zu sorgen.

    Wie kann ich an der nächsten Händlerbefragung teilnehmen?

    Sie interessieren sich für das Thema? Dann nehmen Sie doch auch an der nächsten Händlerbefragung teil! 

    Je mehr Unternehmen teilnehmen, desto mehr Transparenz können wir rund um die Transaktionsgebühren in der Schweiz schaffen. Alle teilnehmenden Unternehmen bekommen exklusiv als erste Zugang zu den Ergebnissen der Händlerbefragung. Alle Daten werden natürlich komplett anonymisiert. Rückschlüsse auf einzelne Unternehmen sind nicht möglich – weder für uns als Studienbetreiber noch für andere Unternehmen.

    Sie würden gerne an der nächsten Händlerbefragung teilnehmen – und sich damit alle Ergebnisse sichern? Schicken Sie uns einfach eine kurze, formlose Email. Wir informieren Sie dann, sobald die nächste Umfrage beginnt.

    Vielen Dank im Voraus 🙂

    Mehr Details aus der Händlerbefragung 2024?

    Wenn Sie gern noch mehr Details zu den Ergebnissen der Händlerbefragung 2024 erfahren möchten, lassen wir Ihnen diese Informationen gerne zukommen. Schreiben Sie uns dafür doch bitte eine kurze Mail mit ein paar Informationen zu Ihrer Funktion und Ihrem Unternehmen.

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